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Erste Mannschaft

Fortuna lächelt für Haderhölzer

Ligapokal, 1. Runde
FSV Floh-Seligenthal – SV 08 Thuringia Struth-Helmershof 11:10 n.E. (2:0, 2:2, 3:2, 4:4)

Seligenthal – Die nackten Zahlen sind das eine. Die fast dreistündige hoch emotionale fußballerische Berg- und Talfahrt am Fuße des Haderholzes werden die 260 Zuschauer so schnell nicht vergessen. Weniger von spielerischer Klasse, dafür aber von einer geradezu unheimlichen Dramatik war das erste Aufeinandertreffen der Ortsnachbarn in einem Pflichtspiel geprägt, in dem die Akteure rennend und kämpfend an ihre Grenzen gingen und der Begegnung durchaus das Prädikat „historisch“ aufdrückten.

Zunächst schien es so, als würde der vorjährige Vizemeister der Kreisoberliga das zerfahrene Geschehen klar beherrschen. Beidseits übernervös agierend, fand er zuerst zu einer spielerischen Linie. Mit einem Super-Sonntagsschuss aus fast 25 Metern ins rechte obere Eck erzielte Florian Hellenbach die umjubelte Führung zum 1:0 (13.) und legte, einen krassen Abwehrschnitzer der Gäste ausnutzend, in der 25. Minute zum 2:0 nach. Bis dahin hatte man von der Thuringia nur wenig gesehen, für die der von Alexander Huhn frei gespielte Denny Chasseur die erste Möglichkeit hatte. Er wählte jedoch die von Torwart Rene Scheffler zugemachte lange Ecke (29.). Den Schuss von Daniel Wagner hielt Scheffler nicht fest, kein Spieler war zum Abstauben zur Stelle (35.). Ebenso erging es auf der Gegenseite Jörg Dellit (37.), während Torwart Philipp Anding einen Kopfball aus Nahdistanz von Thomas Keßler reflexartig entschärfte (42.).

Da die Gastgeber nach der Pause so weitermachten, war bald niemand mehr bereit, einen noch so geringen Betrag auf die Thuringia zu setzen. Hellenbach (51.) und Keßler (63.) hätten alles klar machen können. Ein Kopfball von Marian Glock nach Ecke sah Anding geschlagen, aber Maik Happich kratzte den Ball von der Linie (72.). Immerhin hielt Struth-Helmershof seit einiger Zeit dagegen. Dennoch quasi aus dem Nichts markierte Chasseur den 1:2-Anschlusstreffer (75.). Er rutschte in eine Flanke von David Rothamel, die Scheffler verpasste. Die Einwechslungen von Oliver Schäfer, Florian Reich und Matthias Dellit verliehen Struth-Helmershof neue Kräfte. Die Gäste zogen ein regelrechtes Powerplay auf, der ersehnte Ausgleichstreffer zum 2:2 (87.) gelang Reich nach einer der zwingenden Kombinationen: Auf in die Verlängerung!

In dieser hatte Chasseur nach Balleroberung und -behauptung von Bertram Weisheit, Pass zu Rothamel, der schnell weiterleitete die erste Großchance (99.). Mit einer technisch perfekten Aktion plus Schuss ins äußerste rechte Eck brachte aber der ins Sturmzentrum gewechselte Glock seine Farben quasi mit dem Halbzeitpfiff 3:2 wieder in Front (105.).

Die letzte Viertelstunde gehörte den nun wie entfesselt wirkenden Struthern, die, gegen kräftemäßig stark abbauende Floh-Seligenthäler bedingungslos alles nach vorn warfen. Einen tollen Freistoß von Chasseur hielt Scheffler ebenso klasse (109.). Rothamel blieb es mit einem Doppelpack vorbehalten, für die Thuringia zum 3:3 auszugleichen und sie mit 4:3 erstmals im Spiel in Führung zu bringen (114., 115.). Zwischendurch haderte man zweimal mit dem Schiedsrichterkollektiv. Ob das Handspiel eines Flöhers im Strafraum passierte, wie heftig reklamiert, und nicht, wie vom insgesamt souverän agierenden Referee Marco Schneider gesehen, außerhalb, sei dahingestellt. Es hätte allerdings zwingend die Ampelkarte für den bereits mit Gelb vorbelasteten Steven Paul nach sich ziehen müssen. Das bis dahin bei aller Härte und Kampfgeist faire Spiel drohte zu kippen, als Reich Dellit foulte und statt mit „Dunkelrot“ wie vom Anhang vehement gefordert „nur“ per zweiter gelber Karte in die Kabine geschickt wurde (117.). Die Szene erforderte wieder eine Nachspielzeit. Nun waren es die Floh-Seligenthäler, die mit Mann und Maus das Anding-Tor belagerten. Der für Dellit gekommene Mathias Nicht traf nur die Latte (119.), Martin Simon spitzelte indes den Ball bei der letzten „Generalversammlung“ im Strafraum zum 4:4 über die Linie (120.+2).

Im Elfmeterschießen ging Struth durch Waap und Huhn zunächst 2:1 in Führung. Hellenbach hatte zum 1:1 ausgeglichen. Nichts Versuch hielt Anding, dem beim Schuss von Steven Paul auch der Pfosten zur Hilfe kam. Das erste Duell der Torhüter verlor Anding als Schütze gegen Scheffler. Schäfer traf für die Thuringia nur die Latte, bevor der vorletzte Flöher Schütze Römer zum 2:2 ausglich. Chasseur markierte das 3:2, Glock das 3:3. Über die Stationen Rothamel (4:3) Mustafaev (4:4), Dellit (5:4) Simon (5:5), Czerjak (6:5) Koch (6:6) kam es zum neunten „Pärchen“. Für Struth-Helmershof versemmelte Berti Weisheit, während im zweiten Torwartduell Scheffler gegen Anding zum 7:6 erfolgreich blieb. Der Rest war grenzenloser Jubel der Haderhölzer. Bereits am Freitagabend, 18. September, kommt es beim Kirmesspiel in Struth-Helmershof zum nächsten Aufeinandertreffen der Ortsnachbarn im ersten Punktspiel am sechsten Spieltag der Kreisoberliga.

hrk

Die Statistik zum Spiel

Floh-Seligenthal: Scheffler – Koch, Dellit (118. Nicht), Hellenbach, Simon, Römer, Keßler (100. Wächtler), Weisheit, Paul, Ulsperger (69. Mustafaev)

Struth-Helmershof: Anding – Czerjak, Wagner (75. Reich), Flache (59. Schäfer), Waap, B. Weisheit, Rothamel, Chasseur, Huhn, Happich, Jung (75. Dellit)

Tore: 1:0, 2:0 Hellenbach (13., 25.), 2:1 Chasseur (75.), 2:2 Reich (87.), 3:2 Glock (105.), 3:3, 3:4 Rothamel (114., 115.), 4:4 Simon (120.+2)

Elfmeterschießen: 4:5 Waap, 5:5 Hellenbach, 5:6 Huhn, Anding hält gegen Nicht, Scheffler hält gegen Anding, Anding hält gegen Paul, Schäfer trifft die Latte, 6:6 Römer, 6:7 Chasseur, 7:7 Glock, 7:8 Rothamel, 8:8 Mustafaev, 8:9 Czerjak, 9:9 Simon, 9:10 Dellit, 10:10 Koch, Weisheit schießt über das Tor, 11:10 Scheffler

Zuschauer: 260

Schiedsrichter: Schneider (Viernau)