In einem gutklassigen und in der zweiten Halbzeit durchaus dramatischen Pokalfinale um den Fußball-Ligapokal der Rhön-Rennsteig-Sparkasse behielt die Thuringia vor 550 zahlenden Zuschauern in der Eberhard-Landgraf-Arena zu Mehmels gegen den Staffelsieger FSV Schmalkalden mit 4:2 (1:1) die Oberhand und schaffte zur großen Freude der zahlreich mitgereisten Anhängerschaft einen ebenso großartigen wie denkwürdigen Saisonabschluss.
Dabei waren die favorisierten Schmalkalder inmitten eines heftigen Gewittergusses zu Beginn der Partie eindeutig tonangebend, ohne jedoch mit ihren vorwiegend aus der Distanz abgegebenen Torschüsse für die ganz große Torgefahr sorgen zu können. Der SV 08 dagegen – von Coach Matthias Schmidt hervorragend eingestellt – agierte abwartend aus der eigenen Hälfte heraus, machte die Räume eng und erschwerte dem spielstarken FSV, der beide Vergleiche in der Liga zu seinen Gunsten entscheiden konnte, somit den geordneten Spielvortrag jenseits der Mittellinie. Es dauerte daher 20 Minuten, ehe die Schwarz-Gelben in Person von Florian Reich, der sich den Ball etwas zu weit vorlegte, erstmals in Tornähe des Gegners auftauchten. Auf der anderen Seite köpfte Nummer nach einer Ecke direkt auf Philipp Anding im Struther Kasten (28.) und verfehlte wenig später sein Ziel mit einem Freistoß nur knapp.
Ein energischer Antritt von David Rothamel kurz nach der Mittellinie bescherte der Thuringia anschließend die Führung. Der Angreifer schüttelte gleich mehrere Gegenspieler ab und blieb im Eins-gegen-Eins vor Koenig im Schmalkalder Tor eiskalt (33.). Der Jubel war kaum verstummt, als sich Kapitän Alexander Huhn die große Chance bot, auf 2:0 zu erhöhen. Anstatt selbst abzuschließen wollte er jedoch den besser postierten Martin Flache in Szene setzen – sein Querpass war nicht genau genug. Weil kurz vor der Pause der auffällige Nicolas Müller einen überlegten FSV-Angriff vollendete (42.), ging es mit einem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden in die Kabine.
Halbzeit zwei begann bei besserer Wetterlage mit einer Art Struther Powerplay. Konnte Koenig den gefährlichen Freistoß von Danny Marr noch mit Mühe entschärfen, hätte spätestens der Nachschuss von Reich eigentlich das 2:1 bedeuten müssen. Wie durch ein Wunder schoss dieser jedoch den am Boden liegenden Keeper an (51.). Es entwickelte sich nun eine offen geführte Begegnung mit Offensivaktionen hüben wie drüben. Nummer, der an Anding scheiterte (59.), und Ertel aus der Distanz (60.) besaßen die nächsten Gelegenheiten für den FSV, dessen spielerische Dominanz aus Durchgang eins nun aber zunehmend vom Struther Einsatz und Kampfeswillen überflügelt wurde. Es war daher in dieser Phase alles andere als verwunderlich, dass der SV 08 abermals in Führung ging. Wieder war Rothamel nach Zuckerpass von Marr hinter die Schmalkalder Abwehrkette gelangt und erneut verwandelte er trocken (67.). Sein zweiter Treffer war so etwas wie der Auftakt für eine rasante Schlussphase. Zunächst bewahrte Anding mit einer Glanzparade gegen den von Dötsch getretenen Freistoß die Thuringia noch vor dem postwendenden Ausgleich (70.). Als aber wenig später Nummer in bester Torjäger-Manier aus der Drehung ansetzte, stand es 2:2 und die Begegnung war einmal mehr völlig offen (72.).
Ein Geistesblitz von Denny Chasseur, der das Spielgerät keine zwei Minuten nach dem erneuten Ausgleich gefühlvoll über die Abwehr hob und den eingewechselten Manuel Winne bediente, leitete schließlich den dritten und vorentscheidenden Struther Treffer ein. Der mit 15 Ligatoren erfolgreichste Schütze beim SV 08 schob die Kugel im Nachsetzen ins Netz und drehte jubelnd ab (74.). Dass sich die Thuringia diesen Vorsprung nun nicht mehr nehmen ließ, lag auch an ihrem starken Rückhalt: Auf einmal war Nummer noch einmal frei durch, entschied sich gegen den Querpass und für den direkten Abschluss – und fand in Anding seinen Meister (77.). Es lief bereits die 85. Minute, als wieder Winne alleine auf Koenig zusteuerte, gegen den bedauernswerten FSV-Schlussmann das 4:2 erzielte und den SV 08 Struth letztlich für einen großen Kampf belohnte. Beinahe hätte Winne in der Nachspielzeit noch den Hattrick perfekt gemacht, diesmal klatschte das Leder aber nur gegen den Pfosten.
Kurz darauf brachen mit dem Schlusspfiff bei Mannschaft, Trainer- und Betreuerstab sowie beim mitgereisten Anhang alle Dämme. Als Kapitän Alexander Huhn schließlich um kurz nach 17 Uhr die Ligapokal-Trophäe in Empfang nehmen durfte, kannte der Struther Jubel keine Grenzen mehr. Die anschließenden Stunden ausgelassenen Feierns in Mehmels sowie später daheim beim Waldfest werden den Protagonisten wohl noch länger im Gedächtnis verweilen.
twa
Die Statistik zum Spiel
Schmalkalden: Koenig – Stengel, Kluß, Fischer – A. Müller, Kaufmann – Dötsch, N. Müller, Ertel (81. Hammer) – Mikula, Nummer
Struth-Helmershof: Anding – Happich, Hilpert, Pinno (56. Waap) – Marr, Chasseur – Kratsch, Huhn, Reich – Flache (72. Winne), Rothamel (90.+3 Jung)
Tore: 0:1 Rothamel (34.), 1:1 N. Müller (42.), 1:2 Rothamel (67.), 2:2 Nummer (72.), 2:3 Winne (74.), 2:4 Winne (85.)
Zuschauer: 550
Schiedsrichter: Bernd Hofmann (Dietzhausen)
Die Stimmen zum Spiel
Matthias Schmidt: „Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Schmalkalden war der erwartet schwere und spielstarke Gegner. Wir haben es gut verstanden, die Räume eng zu machen und unsere Möglichkeiten eiskalt genutzt. Ich hatte außerdem auch ein gutes Händchen mit meinen Einwechslungen heute.“
Marc Weisheit: „Mit diesem Sieg haben wir alle unsere Saisonziele erreicht. Ich bin einfach nur glücklich. Es war ein geiles Spiel und die Jungs sind eine richtig geile Truppe.“
René Kratsch: „Wir sind heute einfach effektiver gewesen. In der ersten Hälfte war Schmalkalden besser, aber dann haben wir den Kampf angenommen, unsere Chancen genutzt und deswegen auch verdient gewonnen.“
Mike Linhart (Trainer Schmalkalden): „Gratulation an Struth-Helmershof. Wir konnten uns viele Chancen erspielen, haben es aber verpasst, diese konsequent zu nutzen und so mehr aus unserer spielerischen Überlegenheit zu machen. Nach den Gegentoren sind wir zweimal hervorragend zurückgekommen, aber am Ende hat es nicht gereicht. Ich bin dennoch richtig stolz auf meine Jungs. Sie haben eine ganz starke Saison gespielt.“